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Bodenarbeit (Teil 2)
Vertrauen üben
Die berühmte blaue Plastikplane ausrollen, das Pferd erst einmal um die Plane rundherum führen, es schauen und riechen lassen. Bei sehr ängstlichen Pferden kann diese Übung eine ganze Weile dauern. Um die Spannung aus der Situation herauszunehmen kann es sich der Trainer auch mit prall gefüllten Taschen voller Leckerlis erst einmal sitzend auf der Plane gemütlich machen. Pferde sind Gewohnheitstiere und haben einen guten Geruchssinn. Zumindest wird es sich nach einer Weile bis zum Rand der Plane vorwagen und wahrscheinlich je Leckerli einen Schritt weiter, bis es schließlich die Plane betritt und darüber läuft. Gleiches gilt für die berühmte Angst vorm Rascheln, die man dadurch bekämpfen kann, dass Leckerlis grundsätzlich nur noch aus der laut raschelnden Plastiktüte gefüttert werden. Irgendwann lernt das Pferd, das Rascheln mit Leckerlis zu verbinden und wird nur noch mit akuter Neugier bzw. Appetit reagieren. Je mehr das Pferd raschelnde Plastik mit Belohnung verbindet, desto weiter kann man gehen. Manche Pferde lassen sich schon nach drei bis vier Trainingseinheiten komplett mit einer großen, raschelnden Plane eindecken.
Aufmerksamkeit trainieren
Legen Sie Stangen aus und laufen Sie mit Ihrem Pferd darüber. Lassen Sie Ihr Pferd auch neben sich traben und absolvieren Sie gemeinsam verschiedene Hufschlagfiguren, insbesondere enge Biegungen (nach ausreichender Erwärmung!) Wenn alles gut klappt, sorgen Sie nach und nach für immer mehr Ablenkung in der Halle oder auf dem Platz: erst weitere Pferde, dann knallende Autotüren, lautes Publikum und Musik, am Schluss alles zusammen. Zweck der Übung: Ihr Pferd darf sich nur auf Sie konzentrieren. Dazu muss es sich aber vollkommen sicher fühlen und Ihnen blind vertrauen.
Spielen
Ihr Pferd sollte Ihnen bei Aufforderung auch ohne Führstrick folgen – in allen Gangarten. Daraus kann ein lustiges Hasch-mich-spiel entstehen, dass das Publikum erheitert und dem Pferd ebenso Spaß macht, wie dem Trainer. Der Gymnastikball ist eines der beliebtesten Pferdespielzeuge. Das Problem liegt darin, dem Pferd erst einmal begreiflich zu machen, was es tun soll. Wie immer funktioniert das nur mit vielen Leckerlis. Zunächst muss das Pferd verstehen, dass der Ball für ihn keine Gefahr darstellt. Der Trainer sollte sich selbst zunächst intensiv mit dem Ball beschäftigen und dabei das Pferd ignorieren. Was der Trainer vormacht (Toben, Bewegen und Wegwerfen des Balles) wird das Pferd genau beobachten. Anschließende Näherung, Anschnuppern und jegliche Berührung werden selbstverständlich mit begeistertem Lob erwidert. Ganz wichtig: Bewegen Sie den Ball immer nur weg vom Pferd und niemals auf das Pferd zu. Nur dann kann das Pferd sicher sein, dass der große Ball es nicht bedroht.
Vom Touchieren zum Podest
Dem Pferd beizubringen, auf ein Podest zu steigen, ist schon eine fortgeschrittene Übung. Absolutes Vertrauen und Gehorsamkeit gegenüber dem Trainer sind dabei wichtige Grundvoraussetzungen, aber auch die Reaktion auf die Touchierhilfe. Das Pferd soll auf leichten Druck an der Fessel mit der Hand oder der Gerte zunächst den Huf anheben und halten, solange die Gerte oberhalb der Fessel anliegt. Ähnlich wie beim Auskratzen der Hufe erhöht man sanft den Druck, bis es wie gewünscht reagiert und lässt dann sofort den Druck geringer werden. Durch Abstreifen bzw. Herausnehmen nach vorn wird anschließend trainiert, dass das Pferd auf Wunsch mit dem jeweiligen Bein einen exakten Schritt nach vorn macht. Diese Übung sollte mit allen vier Beinen frei im Raum (also ohne Strick) gut sitzen, bevor man mit der Podestarbeit beginnen kann.
Stark personenbezogenen oder scheuen Pferden hilft es, wenn der Trainer die Übung erst einmal vormacht und auf das Podest klettert. Ausgiebig belobigtes Beschnuppern des Podestes und Fressen von Leckerlis direkt vom Podest sollte jegliches Bedrohungsgefühl mindern.
Zunächst kann man üben, die Vorderhufe wohl positioniert auf ein größeres Holzbrett zu setzen oder man beginnt mit einem niedrigen Podest, es sollte jedoch sehr stabil sein und auf keinen Fall wackeln. In den ersten zwei Trainingseinheiten sollte der Trainer anstreben, dass das Pferd die Vorderhufe sicher auf dem Podest absetzt. Wie beim Verladetraining steht der Trainer mit Gesicht zum Pferd in Laufrichtung davor und ein seitlich stehender Helfer setzt zunächst sanft den ersten Vorderhuf auf das Podest, bzw. touchiert der Trainer sanft das erste Vorderbein. Dann lockt man das Pferd mit Leckerlis soweit vorwärts, dass es den auf dem Podest stehenden Huf auch belastet. Nun lockt man es weiter zu sich. Manche Pferde gehen schon an diesem Punkt mit dem zweiten Huf auf das Podest, wenn das Pferd aber nicht versteht, was es machen soll, kann man wieder sanft mit einer Touchierhilfe die Fessel berühren (oder, wenn das nicht funktioniert, wie zuvor den Huf durch einen auf der anderen Seite stehenden Helfer hinauf setzen lassen). Viel Lob führt schnell zum Erfolg. Seitliche Helfer könnten das Pferd jedoch auch ablenken, weshalb die Variante des Touchierens generell zu bevorzugen ist.
Nachdem die Vorderhufe perfekt und sicher im vorderen Teil des Podestes positioniert wurden, kommen die Hinterbeine dazu, ebenfalls durch sanftes Abstreichen mit der Touchierhilfe von oben nach unten und ganz leichtem Fesseldruck von hinten nach vorn. Vorsicht beim Herabführen vom Podest, das Pferd soll ebenso langsam und kontrolliert vom Podest herunter kommen, wie es hinauf gestiegen ist.
Die Übung schult das Körpergefühl, sowie den Gleichgewichtssinn des Pferdes, schafft Vertrauen, dehnt den Rücken und trainiert insbesondere die Kruppen-, Oberschenkel und Rückenmuskulatur.